Jeder Mensch erlebt Zeit immer wieder anders.
Man könnte sagen, wir tragen verschiedene Zeitlichkeiten in uns.
Wann habe ich Zeit? Kann man Zeit überhaupt besitzen?
Wer entscheidet über meine Zeit?
Darf ich meine Zeit verschwenden?
Wann steht Zeit still?
Im Zentrum steht die Frage nach dem individuellen Empfinden von Zeit. Das Zusammenspiel von Tanz, Live-Hörspiel und Videokunst führt in eine Kontrasterfahrung zum alltäglichen Zeitverständnis: Zeiten im Dazwischen, Beschleunigung und Formen des Stillstands. Neben der Suche nach dem größtmöglichen Maß an Effizienz konfrontiert uns das Nachdenken über Zeit mit der eigenen Vergänglichkeit.
In Experiencing Time agieren die Tänzer:innen als Agent:innen von Zeit im sich permanent wandelnder Erlebnisraum. Mit ihrer Performance verbinden sie die Innen- und Außenbereiche des Veranstaltungsortes. Das Publikum ist zum Flanieren eingeladen, kann an der Bar verweilen, den Kopf ins Häuschen stecken und “Captains Time” schauen, am falschen Feuer sitzen, sich ins schwarze Bühnenloch begeben um Zeit zu vergessen oder das Seil beobachten.
Gebrauchsanweisung:
Sie kommen nicht zu spät. Experiencing Time ist als durational performance angelegt. Nehmen Sie sich ca. 2 Stunden Zeit, um den Parcours umfänglich zu erleben.
Im Rahmen von DANCING ABOUT - TANZPAKT Dresden Festival
Im Rahmen von 10 Jahre go plastic / time & s_pace
Künstlerische Leitung/Video Barbara Lubich
Künstlerische Leitung/Choreografie Anna Till
Daniela Lehmann
Matthew Rogers
Rika Yotsumoto
Komposition/Musik/Sound Nikolaus Woernle
Dramaturgie Nora Otte
Raum/Objekte/Kostüm Konstanze Grotkopp
Lichtdesign/Technische Leitung Martin Mulik
Produktionsleitung/PR Bettina Lehmann
Produktionsassistenz/PR Daniela Sopala, Therese Bendjus
Grafikdesign Matthias Marx
Texte von: Ulrike Feibig und Juliana Oliveira, gesprochen von Yoshii Riesen
Mit einer Installation von Katharina Kretzschmar
Herzlichen Dank an: Liliana Celadon, Karin Hildebrand, Claudio Lubich, Roswitha Maul, Minna Mulik, Lutz Peschel, Brigitte und Heinz Till, Kerstin Till, Peter Till, Sandra Umathum, Beatrice Uber, Magdalena Weniger, Inge Woernle, Friedrich Hausen, Andrea Hilger, Steffen Huhn, Gerburg Fuchs, Claudia und Bernd Lehmann, Sächsische Dampfschifffahrt
Künstlerische Leitung/Video
Barbara Lubich
Barbara Lubich arbeitet als Filmemacherin in Dresden. Sie studierte Soziologie in Italien und Deutschland und promovierte in Neue und Neueste Geschichte. Ihre aktuellen Dokumentarfilme handeln von biografischen Geschwindigkeiten (“IM UMBRUCH”, 2022) und Entschleunigung (Manos Tsangaris, 2022). Mit der Choreografin Antje Pfundtner realisierte Barbara Lubich die performative Installation „Letzte Schritte” und beschäftigte sich in diesem Rahmen mit dem „ENDE” im Tanz (2016-2019). Gemeinsam mit Anna Till bildet sie das Kollektiv TILL&LUBICH.
barbara-lubich.net
Künstlerische Leitung/Choreografie
Anna Till
Anna Till entwickelt seit 2017 unter dem Label situation productions Tanzproduktionen mit Fokus auf internationalen Austausch und künstlerische Kollaboration. 2021 folgte der Zusammenschluss mit Barbara Lubich unter dem Titel TILL&LUBICH. Als Tänzerin arbeitete sie unter anderem mit Antje Pfundtner in Gesellschaft für „ENDE“ und „Alles auf Anfang“. Anna Till leitet außerdem pädagogische und vermittelnde Formate, oft im akademischen Kontext. Darüber hinaus ist sie Gründungs- und Vorstandsmitglied des TanzNetzDresden und des Villa Wigman für TANZ e.V.
annatill.de
Daniela Lehmann
Daniela Lehmann studierte Tanz und Philosophie in Dresden, Freiburg im Breisgau und Berlin und ist auf Instant Composing spezialisiert. 2005 wurde sie für ihre Performance „Mina“ in der Euroscene in Leipzig mit dem Preis für das beste deutsche Tanzsolo ausgezeichnet. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst selbst geschaffene Bühnenstücke und ortsspezifische Arbeiten in Zusammenarbeit mit Künstler:innen aus verschiedenen Bereichen. 2020 schloss sie ihr Choreografie-Studium an der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden ab.
danielalehmann.de
Matthew Rogers Matthew Rogers erhielt 2002 seinen Abschluss an der Virginia Commonwealth University. Ab 2003 an war er in der Tanz-Community in New York City aktiv, performte für verschiedene Choreograf:innen und lehrte Pilates. Seit 2012 arbeitet Matthew Rogers als freischaffender Tänzer in Europa, unter anderem in Hamburg mit Jenny Beyer und Antje Pfundtner. 2015 tourte er mit Fragile Son durch Tschechien und die Slowakei. 2017 gastierte er bei JACK in New York City. Matthew Rogers betreibt kontinuierlich künstlerische Zusammenarbeiten mit Tanzkünstler:innen aus den Freien Szenen von Bern, Hamburg, Berlin, Dresden, Prag und der Slowakei..
Rika Yotsumoto Rika Yotsumoto wurde in Chicago geboren und studierte Zeitgenössischen Tanz an der Universität Reed College in Portland, Oregon. Während des Studiums sammelte sie Erfahrungen mit Abraham In Motion und Dance North Australia, und tanzte für Oriantheatre Dance Company (FR) unter der Leitung von Mehdi Farajpour. Seit Beendigung ihrer Ausbildung lebt Rika in Dresden und arbeitet als freischaffende Tänzerin. Als Performerin in Bühnenproduktionen, Videoarbeiten und orts-spezifischen Performances arbeitete sie unter anderem mit go plastic Company, situation productions, Polymer DMT und dem Staatsschauspiel Dresden. 2019 kollaborierte Rika Yotsumoto mit Tabea Wittulsky für das gemeinsame Stück “WAVES”. Als angehende Choreografin möchte sich Rika Yotsumoto zunehmend eigenen Kreationen widmen.
Komposition/Musik/Sound
Nikolaus Woernle
Nikolaus Woernle arbeitet seit Anfang der 90er Jahre im Bereich Musikproduktion, Sounddesign und Filmton. 2002 bis 2013 war er Mitglied der Theater- und Performancegruppe norton.commander.productions. Seit 2016 arbeitete Nikolaus Woernle mit Antje Pfundtner zusammen. Darüber hinaus ist er Mitbegründer des Studiokollektivs Sonnenstudio Berlin. Seit 2005 produziert Nikolaus Woernle Klanginstallationen und Bühnenauftritte bei spartenübergreifenden Performances. Seine Musik zu Tanz- und Theaterstücken kam unter anderem im Festspielhaus Hellerau und Staatsschauspiel Dresden, Kampnagel Hamburg, Mousonturm Frankfurt, Staatstheater Wiesbaden und Theater St. Gallen zur Aufführung.
nikolauswoernle.de
Dramaturgie Nora Otte Nora Otte studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim. Seit 2006 nimmt sie regelmäßig an den Butoh-Intensiv-Workshops bei Tadashi Endo in Göttingen teil. 2013 bis 2016 war Nora Otte als Regieassistentin am Staatsschauspiel Dresden tätig. In dieser Zeit entstanden auch eigene Arbeite, so unter anderem eine Interpretation zu „Medea.Stimmen“ von Christa Wolf und „ichglaubeaneineneinzigengott “ von Stefano Massini. Seit 2016 arbeitet Nora Otte freischaffend für Theater, Tanz und Film als Regisseurin, Dramaturgin und Performerin. Darüber hinaus stand Nora Otte 2018 als Butoh-Performerin in der Inszenierung "Tristan und Isolde" an der Staatsoper Hannover auf der Bühne. 2018/19 absolvierte sie eine Fortbildung im TJG Dresden für Puppen- spiel- und Objekttheaterregie. Mit Anna Till verbindet Nora Otte eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit als Dramaturgin.
Raum/Objekte/Kostüm
Konstanze Grotkopp
Konstanze Grotkopp studierte Bühnen- und Kostümbild an der HfBK Dresden und der ÉNSAD Paris und lebt derzeit in Berlin. Sie realisierte zahlreiche Theater- und Tanzproduktionen in der freien Szene wie auch an verschiedenen Stadttheatern. Eine intensive Zusammenarbeit verbindet sie u. a. mit den Choreograf:innen Anna Till und Steffen Fuchs. Mit dem Kollektiv Properspace entwickelte sie 2019 die Bühne für das Tanzstück TANK von Doris Uhlich. Genreübergreifend entstehen installative Arbeiten und Filmprojekte. 2015 nahm Konstanze Grotkopp am Internationalen Forum des Theatertreffens Berlin teil und absolvierte 2021 eine Weiterbildung zur Transformationsmanagerin für Nachhaltige Kultur (IHK).
konstanzegrotkopp.com
Lichtdesign/Technische Leitung
Martin Mulik
Martin Mulik wohnt und arbeitet seit 2017 als freischaffender Lichtdesigner und -techniker in Dresden. Er konzipiert und realisiert Lichtdesign für Projekte in den Bereichen Live-Musik, Tanz und Performance sowie für Ausstellungen und Events. Martin Mulik arbeitet regelmäßig mit situation productions, KOMA, theatrale subversion und Sigune von Osten, war an mehreren internationalen Projekten und Festivals sowie Aufführungen in Yangon/ Myanmar, KIOSK Zilina/Slowakei, Divadelna Nitra/Slowakei, KINANI Dance Platform Maputo/Mozambique als auch beim Tanzkongress 2019 beteiligt. Als Lichttechniker arbeitet Martin Mulik unter anderem im Festspielhaus Hellerau und dem Beatpol in Dresden.
martinmulik.com
Produktionsleitung/PR Bettina Lehmann
Produktionsassistenz/PR Daniela Sopala, Therese Bendjus Daniela Sopala arbeitet als freischaffende Produzentin in den darstellenden Künsten mit Fokus auf Tanz und Festivals der Freien Szene. Sie studiert im Master-Studiengang Theater- und Kulturwissenschaft an der Universität Leipzig.
Autorin Ulrike Feibig Ulrike Feibig lebt und arbeitet als freie Dichterin, Performerin und Literaturvermittlerin in Leipzig. Ihre literarischen Texte erscheinen sowohl gedruckt als auch performativ umgesetzt auf der Bühne.
Autorin Juliana Oliveira Juliana Oliveira stammt aus Portugal und arbeitet als freie Performerin und Theatermacherin. In Lissabon studierte sie Darstellende Künste. 2012 schloss sie die Master Performance Studies in Hamburg ab. Juliana Oliveira produziert eigene Arbeiten in unterschiedlichen Institutionen und Off-Spaces und kooperiert mit Künstler:innen aus Darstellender und Bildender Kunst sowie Musik. Ihr transdisziplinäres Werk zeichnet sich aus durch konzeptuell-minimalistische Stringenz und überbordende Theatralität. Ihre Arbeiten werden in Deutschland, Portugal und im Internet produziert und gezeigt. Mit Greta Granderath bildet sie das Performance-Duo Granderath&Oliveira. Juliana Oliveira arbeitete unter anderem mit Nora Elberfeld, Teresa Hoffman, Barbara Schmidt-Rohr, Lucy Palustris, Frauen und Fiktion, &Sistig, Veronique Langlott und Jonas Woltemate zusammen.
Grafikdesign Matthias Marx Matthias Marx wurde in Karl-Marx-Stadt (jetzt Chemnitz) geboren. 1992 entdeckte er seine Leidenschaft für Graffiti als visuelle Ausdrucksform und entwickelt diese seitdem beständig. In den Jahren 1999-2001 absolvierte er eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton. Seit 2002 arbeitet er als freischaffender Grafikdesigner, Typograph, Projektmanager, Kurator und Künstler. Er ist Gründungs- und aktives Mitglied des C.Rockefeller Center For The Contemporary Arts, der freien Siebdruckwerkstatt "DieSiebdrucker" und des Zentralwerks in Dresden und lebt derzeit in Dresden und Berlin. Seine Arbeiten wurden u. a. in den Magazinen Lowdown, Accelerator, Klebstoff, Mandy und den Büchern Stickers 1 und Stickers 2 veröffentlicht.
In Koproduktion mit TANZPAKT Dresden*. Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ - STEPPING OUT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm Tanz. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen** und die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz.
*Unter dem Schirm der Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, kooperieren im „TANZPAKT Dresden“ der Verein Villa Wigman für TANZ und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst* sowie der Landeshauptstadt Dresden. Mit Dank an die Volker Homann Stiftung.
**Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Videodokumentation und Trailer: hechtfilm Filmproduktion 2022
Kamera: Ralf Jakubski, Julius Günzel
Schnitt: Pia Schindowski, Barbara Lubich
„… In Garten und Saal der Villa Wigman ist als Uraufführung „Experiencing Time“ zu erleben, eine Arbeit von Barbara Lubich und Anna Till. Da wandelt das Publikum zwar nicht ständig hin und her, sind Innen- wie Außenraum weitaus beengter. Aber den steten Wechsel gibt es ebenso. Beim Sehen, Hören, zwischen Außen und Innen. In der Wahrnehmung von Zeit und Veränderung, auch in der Körpersprache des bewegten Trios, in Wiederholungen, der immer wieder einbezogenen Symbolik von Schiffstauen, was auch auf die entsprechende Recherche verweist. Da lohnt es einmal mehr, diese konzentrierte Aufführung gleich noch ein weiteres Mal zu erleben, von einem anderen Blickpunkt aus, mit der Erfahrung des bereits Gesehenen. Denn was zuvor vielleicht noch als beliebig erschien oder als eine nicht zu entschlüsselnde Metapher, zeigt sich nun überraschend klar strukturiert und dennoch in geheimnisvoller Erzählweise. …“
von Gabriele Gorgas, DNN vom 6.10.2021